G8 Proteste im Wandel der weltpolitischen Lage
Die legendären G8 Proteste 2001 in Genua oder 2007 in Heiligendamm waren laute öffentliche Signale an Politik und Gesellschaft, dass es Aufgabe der Politik ist, einer Globalisierung entgegenzuwirken, bei der Lasten und Pflichten ungleich verteilt sind. Heute geht es den Globalisierungsgegnern ein wenig wie den Grünen: Ihre Themen sind mitten in der Gesellschaft und in der Politik angekommen. Angela Merkel spricht von einer Finanztransaktionssteuer und beim Klimagipfel in Kopenhagen wurde die alte Forderung der G8 Protestbewegung nach Klimagerechtigkeit zur Chefsache erklärt, wenn auch mit wenig konkreten Ergebnissen.
So können sich die Globalisierungskritiker einerseits auf die Schultern klopfen. Die G8 Proteste haben ihr Ziel erreicht, die Wirtschaftskrise hat den Kritikern recht gegeben, eine globalisierte Welt braucht auch eine globalisierte Ordnung in Finanzmärkten, in Wirtschaftsbeziehungen, in Sozialstandards und in der Sorge um das Weltklima. Auf der anderen Seite ist alles, was die Politik zu regeln versucht dem Gesetz des kleinsten gemeinsamen Nenners unterworfen. So sind die globalisierungskritischen Stimmen aus dem Lager der G8 Proteste, der Nichtregierungsorganisationen, der nicht parteipolitisch gebundenen Fachleute heute umso wichtiger. Dabei ist es natürlich viel schwieriger sich Gehör zu verschaffen, wenn die Themen endlich auch den politischen Mainstream erreicht haben. Ein Großteil der Bevölkerung lehnt sich bequem zurück, denn die da oben werden es schon richten.
So haben es Globalisierungsgegner heute viel schwerer, als noch vor zwei Jahren. Nicht mehr der plakative öffentliche Protest ist gefragt, sondern das mühsame Antreiben von politischen und gesetzgeberischen Prozessen, das Schaffen von gesellschaftlichen und politischen Mehrheiten für Forderungen, die nicht immer leicht zu vermitteln sind. So sind die Organisationen der Globalisierungsgegner in einem Umbruch begriffen, in dem sie die Balance leisten müssen, weiterhin öffentlich ausreichend präsent zu sein, um Themen im gesellschaftlichen Bewusstsein zu verankern, andererseits müssen sie im Gespräch mit Politik, Wirtschaft und Institutionen für Bewegung in die richtige Richtung sorgen und dabei wohl oder übel den mühsamen Weg der kleinen Schritte mitgehen. Ein notwendiger aber nicht einfacher Prozess für Menschen, die sich sehr hohe Ziele gesteckt haben.
Dennoch finden auf G8 Gipfeltreffen auch heute noch umfangreiche Demonstrationen statt. Besonders engagierte Protestanten schlagen ihre Lagerzelte bereits mehrere Tage vor Beginn des Treffens auf um auf keinen Fall etwas zu verpassen. Solange solche Demonstrationen friedlich verlaufen werden diese auch toleriert, sobald jedoch in irgendeiner Form Gewalt angewendet wird, können diese fatale Folgen nach sich ziehen.